La cane de Jeanne

1943 erhielt Georges Brassens vom Bürgermeisteramt des XI. Arrondissements den Befehl, sich beim Service du Travail Obligatoire (Arbeitsdienst) zu melden. Mit 22 Jahren wurde er von der Gare de l’Est (Ost-Bahnhof) nach Basdorf bei Berlin gesandt, wo er in den BMW Flugzeugmotorenwerken arbeiten musste. Im März 1944 erhielt Brassens eine 14-tägige Ausgeherlaubnis. Diesen Glücksfall nutzte er, um unterzutauchen.

In Paris brauchte er ein Versteck vor den Schergen der Gestapo. Zuerst versteckte er sich bei seiner Tante Antoinette. Doch weil bei dieser nicht viel Platz war, erklärte sich Jeanne Planche bereit, Brassens bei sich aufzunehmen. Jeanne wohnte gemeinsam mit ihrem Mann Marcel in der „9 Impasse Florimont“, wo Brassens ab März 1944 bis Kriegsende Unterschlupf fand. Bei Jeanne, die 30 Jahre älter als Brassens war, wusch man sich mit kaltem Wasser, es gab weder Gas noch Strom (also auch kein Radio) und keinen Abwasseranschluss. Im Hof war eine echte Menagerie: Hund und Katz, Kanarienvögel, Schildkröten… und die bekannte Ente, die Thema des Chansons ist.

Das Lied ist eine Anspielung auf eine Anekdote, die Brassens selbst kolportierte. Da es bei Jeanne sehr ärmlich zuging, hatte man ihnen seinerzeit eine Ente geschenkt, die für ein Festmahl gedacht war. Das einzige Problem war jedoch, dass niemand das Tier töten konnte, sodass die Ente schließlich eines natürlichen Todes verstarb.

Das Chanson endet auf einem alten Fluch „Morbleu“ (Mort de Dieu = Gottestod), der die Wut über den Tod zum Ausdruck bringt. Das Ei jedoch, das am Vorabend des Todes gelegt wird, kündigt, als Symbol des ewigen Kreislaufs des Lebens, bereits die Entstehung einer neuen Entengeneration an…